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Zigarren lagern, aber wie?

Kleiner Schrankhumidor mit vier Schubladen.

Jeder Zigarrenliebhaber kommt irgendwann mal in die Situation, seine Lieblinge über längere Zeit lagern zu wollen. Natürlich geht das anfangs auch in einer Zigarrenkiste, die man in verschließbaren Plastiktüten lagert. Aber was machen, wenn man z.B. zum Geburtstag mehrere Zigarren, dann vielleicht auch hochwertige Exemplare, geschenkt bekommt? Vielleicht ein oder zwei Kisten als Schnäppchen aus dem Urlaub mitbringt? Ein Humidor muss her - aber woher?
Es gibt verschieden Ansätze sich einen Humidor zu besorgen. Zum einen der örtliche Fachhändler, der Exemplare von 30 - 1000 Euro bieten kann und zum anderen das Online-Auktionshaus.
Beim Fachhändler ist natürlich die Beratung besser, denn es bleibt ja nicht nur beim Humidor. Dazu aber später mehr.


Auf was sollte man beim Kauf denn nun alles achten?

Drei verschiedengroße Humidore. Für 30, 75 und 200 Zigarren.Der Humidor sollte von einer Größe sein, welche die eigenen Bedürfnisse abdeckt. Er sollte also nicht fast leer zu Hause stehen, da sich das nicht gut auf die Luftfeuchtigkeit auswirkt – genauso sollte er auch nicht randvoll sein, was sich ebenso wenig gut auswirkt. Dann muss er gut schließen – Klavierscharniere können sich verziehen und schließen dann nicht mehr richtig. Besser sind eingelassene Quadrant-Scharniere. Das Wichtigste aber, er sollte unbedingt mit getrocknetem Cedro (Spanisches Zedernholz) ausgekleidet sein. Das Cedro ist wichtig, da es sowohl der Feuchteregulierung dient und außerdem das Aroma der Zigarren unterstützt.
Es gibt günstige Humidore, da ist das auskleidende Cedro nur als hauchdünnes Furnier vorhanden oder harzt eventuell sogar aus. Hier sollte man von einem Kauf absehen. Das sind die eigentlichen Kriterien, auf die man achten sollte – alles andere, wie Intarsien oder aufwendige Lackierungen sind dann Geschmackssache, die natürlich auch den Preis bestimmen.

Der Befeuchter

Die relative Luftfeuchtigkeit im Humidor sollte zwischen 68% und 74% liegen. Dafür verantwortlich ist der Befeuchter. Befeuchter gibt es in verschiedensten Ausführungen. Leider sparen hier viele günstige Anbieter – ihre Befeuchter sind viel zu klein. Die Mehrkosten eines richtig dimensionierten Befeuchters sollten bei einem billigen Humidor unbedingt mit eingerechnet werden.
Die beiden häufigsten sind der Schwamm- und der Acrylpolymerbefeuchter. Beide werden mit destilliertem Wasser betrieben. Der Schwammbefeuchter wird beim ersten Mal und danach in regelmäßigen Abständen mit einer speziellen Flüssigkeit, bestehend aus Propylenglykol und destilliertem Wasser (je halb und halb), betrieben. Dieses Gemisch wirkt wie eine Membran auf dem Schwamm, die sich bei ca. 70% relativer Luftfeuchte selbst reguliert. Ist zuviel Feuchtigkeit im Humidor, nimmt der Schwamm Feuchtigkeit auf, ist zu wenig Feuchtigkeit vorhanden, gibt der Schwamm Feuchtigkeit ab.
Bei den Acrylpolymeren braucht man kein Propylenglykol - sie regulieren sich aber nicht, wie oft behauptet, selbst. Achtung, die Polymere sind zwar anfänglich klein, können aber ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen – sie werden dann entsprechend groß! Das sollte beachtet werden, wenn man den Schwamm des Befeuchters durch Polymere ersetzt.

Das Hygrometer

Um die relative Luftfeuchtigkeit im Humidor zu überwachen, kommt ein Hygrometer ins Spiel. Auch hier wird gern bei billigen Humidoren gespart. Es gibt zwei unterschiedliche Arten – das analoge und das digitale Messen.
Bei den beigelegten Hygrometern handelt es sich entweder um Hygrometer mit Metallspirale oder Haar. Die mit Metallspirale sind sehr ungenau. Selbst Tendenzen im Humidor sind hier nur spekulativ. Wesentlich genauer sind da die Haarhygrometer, die entweder mit Natur- oder Synthetikhaar ausgestattet sind. Hierbei ist zu erwähnen, dass Hygrometer mit Synthetikhaar um einiges Pflegeleichter sind, als die mit Naturhaar.
Kalibriert werden müssen analoge Hygrometer allerdings immer. Dies kann man auf unterschiedliche Weise machen. Die eine Möglichkeit ist, das Hygrometer in ein nasses Tuch zu wickeln und nach einer Stunde den Zeiger mit einem Schraubendreher auf 96% zu stellen. Die wesentlich genauere Methode ist, das Hygrometer in eine Haushaltsdose aus Plastik zu legen, in der ein kleineres Gefäß mit Salz gefüllt steht. Das Salz mit nur wenigen Tropfen Wasser anfeuchten und die Dose dann für ca. 10 Stunden verschlossen halten. Danach das Hygrometer auf 75% einstellen.
Für wenig Geld gibt es in Elektronikgeschäften kleine digitale Hygrometer. Diese zeigen zudem auch die Temperatur an, die bei der relativen Luftfeuchtigkeit eine tragende Rolle spielt. Man merke: kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme Luft. Ist die Temperatur im Humidor zu hoch – über 24 Grad Celsius – dann ist nicht nur zuviel Wasser in der Luft, es wird auch Schimmelbildung und Käferbefall begünstigt. Allerdings sind diese Hygrometer im Bereich ab 65% Luftfeuchte meist nur noch mit einer Genauigkeit von +/- 3% zu betreiben. Aber, für Tendenzen im Humidor immer noch als ausreichend zu gebrauchen.


Wie man Zigarren bettet, so liegen sie

Verschiedene Hygrometer. Links ein analoges Metallspiralhygrometer und rechts ein digitales Hygrometer mit Temperaturanzeige.Nun hat man sein Schätzchen also zu Hause. Aber kann man die Zigarren gleich hineinlegen?
Nein, auf keinen Fall. Der Humidor hat ja seine relative Luftfeuchtigkeit noch nicht, das Hygrometer ist noch nicht kalibriert (einige Hersteller liefern den Humidor schon mit kalibriertem Hygrometer aus – vorsichtshalber trotzdem die Kalibrierung ausführen) und der Befeuchter hat noch keine Flüssigkeit bekommen (einige Befeuchter werden schon mit einer Füllung aus Propylenglykol und destilliertem Wasser ausgeliefert). Aber eins nach dem anderen…
Am längsten braucht der Humidor, um auf seine Luftfeuchtigkeit zu kommen. Es gibt da einige Tricks, um dies schnell zu erreichen. Mit einem Lappen, den man vorher in destilliertem Wasser tränkt, kann man den Innenraum des Humidor auswischen. Ebenso verfährt man mit etwaigen Devidern (zum unterteilen des Innenraums), Schubladen oder Tabletts. Damit sich das Cedro im Innenraum aber mit Feuchtigkeit sättigt, sollte man eine Schale mit destilliertem Wasser für zwei oder drei Tage im Humidor stehen lassen, inkl. allen Inventars wie Devidern, Schubladen oder Tabletts. Auch der Befeuchter hat schon seinen Platz im Humidor. Das Hygrometer sollte vorher kalibriert werden, wie es im vorherigen Teil unter Hygrometer beschrieben ist – bei einem digitalen Hygrometer entfällt dies natürlich. Wenn sich nun die relative Luftfeuchte im Humidor zwischen 68% und 74% eingependelt hat, können die Zigarren ihr neues Heim beziehen.
Natürlich möchte man seinen neuen und vielleicht sehr schicken Humidor - weil mit schönen Intarsien oder aufwendiger Lackierung versehen – sehr präsent positionieren, doch sollten bestimmte Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Humidor sollte nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, schon gar nicht, wenn er einen Glasdeckel hat. Zum einen wegen der Temperatur, die dann schnell die 24 Grad Celsius übersteigt und zum anderen wegen der UV Strahlen, die Deckblätter verfärben lassen. Insgesamt sollte der Humidor nicht zu warm stehen. Eine Temperatur von 18 – 20 Grad Celsius ist optimal. Schimmel und Tabakkäfer haben es bei diesen Temperaturen schwerer. Außerdem können die Zigarren bei dieser Temperatur noch sehr gut reifen. Je kälter es im Humidor ist, so geringer ist die Menge an Wasser in der Luft im Humidor und umso besser ist es für die Zigarre. Sie sollte ca. 15% ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen. Wird sie aber zu feucht, brennt sie schief und wird im Geschmack sehr scharf. Ist sie allerdings zu trocken, dann kann sie Risse im Deckblatt bekommen und verbrennt schneller.

Wartung und was kommt dann

Vier verschiedene Befeuchter. Links die Schwammbefeuchter und rechts die Acrylpolymer-Röhre.Frische Luft tut jedem gut, so auch unseren Schätzen. Ein Mal in der Woche sollte man den Humidor mal öffnen. Aber nicht nur unseren Zigarren tut es gut, es ist auch ein schöner Geruch, der da aus dem Humidor in unsere Nasen kriecht. Bei dieser Gelegenheit kann man die Zigarren mal begutachten, schauen, ob sich vielleicht ein Käfer eingeschlichen hat, die Zigarren umschichten, damit die Luftfeuchtigkeit an vorher noch unten gelegenen Zigarren gelangen kann, sich für den nächsten Smoke Appetit holen, auch mal überprüfen, was die Luftfeuchte im Humidor macht. Sollte sie sehr rasch abnehmen, müsste dem Schwammbefeuchter mal wieder eine Füllung Propylenglykol gegönnt werden. Bei langsamer, aber stetiger Abnahme der Luftfeuchte, dem Befeuchter destilliertes Wasser zuführen.
Auffälligkeiten im Humidor bitte immer Aufmerksamkeit schenken und gegebenenfalls sofort Gegenmaßnahmen treffen!
Weißer Belag auf den Zigarren muss nicht gleich Schimmel sein. Dies kann ein ganz natürlicher Prozess der Zigarre sein – das so genannte Ausblühen – und kann ganz leicht abgewischt werden.
Sollte es allerdings Schimmel sein dann ist die Zigarre sofort aus dem Humidor zu entfernen. Auch sollte man sie nicht mehr rauchen, da die Schimmelsporen gesundheitsschädlich sind. Unbedingt den Befeuchter untersuchen und schauen, ob sich auf dem Schwamm oder den Acrylpolymeren Schimmel gebildet hat. Befeuchter, bzw. ihr Schwamm oder ihre Acrylpolymere sollten alle zwei Jahre gewechselt werden.
Was man natürlich seinem ärgsten Feind nicht wünscht ist der Tabakkäfer. Vielleicht durch Importe aus Spanien oder Urlaubsmitbringsel eingeschleppt, können sie sich trotz des Cedrogeruchs im Humidor ausbreiten. Eine Zigarre angebohrt, viele Eier gelegt, kann ein beachtlicher Vorrat an Zigarren vernichtet werden. Wenn bei der regelmäßigen Kontrolle Löcher in der Zigarre auffallen, dann das Loch nach unten drehen und von oben gegen die Zigarre klopfen. Fällt Tabakmehl aus der Zigarre, war der Käfer tatsächlich aktiv. Nun hilft nur noch eine Tiefkühltruhe. Alle Zigarren sollten in luftdichten Plastiktüten eingefroren werden. Je kälter, desto kürzer die Frostzeit. Danach müssen die Zigarren langsam, am besten im Kühlschrank, wieder aufgetaut werden. Viele Aficionados frosten ihre Zigarren immer, bevor sie in den Humidor wandern!

Und was gibt es jetzt noch?

Nach einiger Zeit wird wohl fast jeder Lagerplatz für Zigarren zu klein. Was tun?
Für alle, die über das nötige Kleingeld verfügen, gibt es Humidorschränke, die teils schon mit aktiven Befeuchtern ausgestattet sind. Diese messen die Luftfeuchtigkeit und steuern, bei Unterschreitung eines vorgewählten Wertes, Lüfter an, die ihren Luftstrom über einen Befeuchter strömen und dann mit dem Luftstrom die Feuchtigkeit im ganzen Humidor verteilen. Das Einzige, was es bei diesen Automaten noch zu tun gibt ist, den Befeuchter regelmäßig nachzufüllen und die Zigarren im Inneren des Humidor zu rauchen.
Wer handwerklich geschickt ist, kann sich auch einen Schrank selber bauen, oder einen Schrank seiner Wahl zum Humidor umbauen. Nähere Informationen und Tipps gibt es unter den weiterführenden Links am Ende dieses Artikels. Unter anderem auch ein Projekt, wo der Selbstbau eines Humidorschrankes beschrieben ist, dann ein Projekt, in dem ein fertiger Schrank umgebaut wird und ein Projekt mit einer günstigen Langzeitlagerung (die Aging-Box) von Zigarren, um sie reifen zu lassen.

Autor: knappschaft

siehe auch Hygrometer   Humidor
weiterführende Links www.areacigar.de/forum/thread.php?threadid=2687&sid=   www.romack.de/

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